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Starsailor:
Lyrisch durch die harte Welt
VON SAMIR H. KÖCK (Die Presse) 17.10.2005
Pop. Starsailor stellt sein drittes Album "On The Outside" live vor.
Über eine Million Alben verkauften Starsailor vom intensiv lodernden Debüt
Über eine Million Alben verkauften Starsailor vom intensiv lodernden Debüt "Love Is Here" | (c) Virgin

Wäre nicht ihre Musik, sie wären wohl die unauffälligste Band der Gegenwart. Wie Uhrmacher gekleidet, solides Familienleben und auch beim Dienst auf den Bühnen dieser Welt: nur kein flackerndes Charisma. Alleine die Glut der Musik des aus dem nordwestenglischen Anger Chorley stammenden Quartetts hebt sie über all jene Kollegen hinaus, die an sich glauben als Wunder, das sich selbst erschafft.

Über eine Million Alben verkauften Starsailor vom intensiv lodernden Debüt "Love Is Here", der schnell eingespielte Nachfolger "Silence Is Easy" brachte es ebenfalls locker zu Platinstatus. Bloß, man sieht es dem Quartett einfach nicht an. Mit ehrlichem Interesse schauten sie sich am Bühnenrand des Kölner Gloria-Theaters ihre Vorgruppe an. Beflissen schrieben die vier jungen Männer Autogramme, schütteln ihren Fans ungelenk die Hände. Der Kometenschweif des Ruhms hat sie nicht vom Kurs gebracht. Für ihr eben ediertes drittes Album "On The Outside" haben sich die blassen Briten auf Geheiß ihres neuen Produzenten Rob Schnapf (Elliott Smith, Beck) nach L. A. verfügt. Es wurde hart daran gearbeitet den euphorisch-elegischen Sound der Band zu erweitern. Die glühende Stimme von James Walsh dominiert nach wie vor. Was sich verändert hat, ist das Verhältnis zwischen Klavier und Gitarren, die entrückt wie nie zuvor gezupft werden.

Auch lyrisch ist eine signifikante Neupositionierung auszumachen. Texter James Walsh hat sich der ganzen Welt angenommen. Mit viel Lichtmetaphorik werden in drängenden Liedern wie "In The Crossfire", "Counterfeit Life" und "White Light" Probleme einer zur Gewalttätigkeit neigenden Gesellschaft aufgefächert. Auf den schweren Gitarren-Teppichen von "Faith Hope Love" wälzt sich Modernitätsmüdigkeit. Und wenn man Glück erfährt, wie in der Ballade "I Don't Know", kann es gar nicht richtig gewürdigt werden, weil man weiß, dass im Leben, wo Liebe die eigentliche Währung ist, nichts gratis ist. Und so wünschen sich Starsailor, dass die Seele an den Schwierigkeiten wächst, etwa im klaviergetriebenen "This Time", wo mutig gegen die eigene Depression rebelliert wird. Im vollen Gloria-Theater geriet die Band schnell in Emphase, erfreute mit pathosfreiem Ernst.

Und James Walsh? Er führte sein weiches Herz durch die harte Welt, sang zwischen Ekstase und Bedauern. Zuweilen stellte sich, wie im dramatischen "Jeremiah", Zorn ein. Das Lied zeichnet das Schicksal des britischen Studenten Jeremiah Duggan nach, der von deutschen Rechtsradikalen umgebracht wurde. Es markiert Starsailors Abschied von der Privatidylle.

 
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